Weihnachtsbrief 2020

von | Dez 2020 | Vereinsnachrichten

Liebe Paten, Mitglieder und Freunde von Kindern Zukunft geben – Ghana e.V.,

14 Jahre lang stand Sarah Weidemann als Name unter den Rundbriefen. Dies hat sich in diesem Jahr geändert. Sarah Weidemann hat als 1. Vorsitzende 14 Jahre lang die Geschicke unseres Vereins sehr erfolgreich geleitet und ihr gebührt ein besonderer Dank für ihr überaus großes Engagement. Wenn man weiß, wieviel Kraft und Zeit sie für die ehrenamtliche Tätigkeit erbracht hat, kann man verstehen, dass sie einmal mehr Raum für Familie und Beruf erübrigen möchte. Sie bleibt dem Verein erhalten, hat aber den Vorsitz in andere Hände gelegt.

Mein Name Dr. Hermann Hammes-Therré. Ich bin 69 Jahre alt und pensionierter Schulleiter eines Gymnasiums. Ich sehe es als meine Aufgabe an, den Verein möglichst so gut wie Sarah weiter zu führen, bis sich jemand Jüngeres der Aufgabe widmen will.

Auch wenn das Jahr 2020 von einer Pandemie geprägt ist, möchte ich dieses Thema nur insoweit streifen, wie es die Arbeit in Ghana tangiert. Die Einschränkungen, denen wir in Deutschland unterliegen, sind in ihren Auswirkungen nicht mit den Problemen in Ghana vergleichbar. Der folgende Brief von Judith Scholz und der Brief, den die Auszubildenden mithilfe der Sozialarbeiterin Faida Sulley geschrieben haben, mögen die Situation in Ghana verdeutlichen.

„Liebe Paten, Mitglieder, Unterstützer und Freunde von Kindern Zukunft geben – Ghana!

Schon wieder ist ein Jahr fast zu Ende, ein Jahr wie es so wohl noch nie da gewesen ist. Corona hat in diesem Jahr den Alltag für uns alle bestimmt, ob in Deutschland, Ghana oder jedem beliebigen anderen Land. Wir alle mussten uns anpassen, umstellen, auf vieles verzichten, uns auf das Wesentliche besinnen und irgendwie den Alltag meistern.
Da in Ghana die Schulen seit März geschlossen haben und seit Oktober nur die Schüler der Junior High School (JHS II) und der Senior High School (SHS II) wieder zur Schule gehen dürfen, fielen für die All Smile Together Foundation (ASTF) und ihr Team natürlich einige Aktivitäten weg, wie z.B. das Teenage Pregnancy Projekt und die Betreuung der Kinder in der Schule. Stattdessen wurden vermehrt Hausbesuche gemacht. Das Ausbildungsprojekt läuft weiter, das Ausbildungszentrum hat seit Juni wieder auf und unsere Sozialarbeiterin Faida ist sehr stark im von SOS organisierten familienunterstützenden Projekt als Fachfrau aktiv. So wird uns trotz allem nie langweilig.
Corona war und ist ein Thema in Ghana, aber es ist mittlerweile längst nicht mehr das Thema Nr. 1. Wir tragen unsere Masken nur mehr halbherzig, zählen keine Neuinfizierten mehr und führen mehr oder weniger ein normales Leben, wenn man in 2020 von Normalität reden kann. Auch wenn in diesem Jahr irgendwie nichts so normal war, weder dienstlich noch privat.
Obwohl wir wissen, dass Corona vielen von Ihnen das Leben erschwert und den Alltag auf den Kopf gestellt hat, sind wir dankbar, dass wir trotz allem immer noch auf sie zählen können. Ohne Sie könnten wir diese Arbeit hier nicht leisten und wir danken Ihnen allen dafür von ganzem Herzen.
Wir wünschen Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachten und nur das Beste für das neue Jahr 2021.
Ihre Judith Scholz und das Team in Ghana“

Weihnachtliche Grüße aus Ghana! Linke Seite oben – zwei angehende Schneiderinnen im Trainingscenter, unten Sozialarbeiterin Faida und Buchhalter Seth. Rechte Seite: Diana, Ausbilderin im Trainingscenter, und Judith Scholz.

Wie das Jahr 2020 aus der Sicht unserer Schülerinnen im Ausbildungszentrum war.

Das Jahr 2020 begann gut und friedlich und vielversprechend. Als wir nach den Weihnachtsferien wieder ins Zentrum kamen, hatten wir viel Spaß zusammen, wir haben viel gelernt und viel praktische Arbeiten gemacht, bis wir plötzlich im Februar zum ersten Mal von der gefährlichen Krankheit Corona hörten. Mitte März wurden ganz plötzlich alle Schulen geschlossen, alle Veranstaltungen verboten, wir mussten alle Mund- und Nasenschutz tragen und durften auch nicht mehr in die Kirche. Unsere Lehrer gaben uns ganz ungeplant Ferien und niemand wusste, wann wir wiederkommen dürften. Einen Tag später gab der Präsident den Lockdown bekannt. Während der Lockdown-Zeit war das Leben echt schwierig und miserabel. Wir durften unsere Freunde nicht sehen und es gab keine Abwechslung. Unsere Eltern konnten nicht mehr wie vorher arbeiten und wir konnten auch nicht viel helfen, da man z. B. nicht mehr auf der Straße verkaufen durfte. Es war schwierig für unsere Eltern uns alle jeden Tag satt zu bekommen. Außer Farming lag alle Arbeit still. Wir konnten auch kein Praktikum machen, weil die meisten Schneiderläden zu hatten. Es gab einfach keine Aufträge mehr. Wir verbrachten drei Monate zu Hause und haben einiges vergessen, was wir gelernt hatten. So eine Situation wie mit Corona /Covid 19 hatten wir noch nie erlebt. Aber Gott hat uns und unsere Familien beschützt.
Als das Ausbildungszentrum wieder geöffnet hatte, kamen viele von uns erst Tage oder bis zu einer Woche später, weil unsere Eltern finanziell sehr im Engpass waren.
Eigentlich hätten wir unsere Prüfung im Juni/Juli schreiben sollen, aber nun haben wir unsere Prüfung kurz vor Weihnachten und hoffen, dass wir alle bestehen.
Wir wünschen Ihnen Allen gesegnete Weihnachten und ein gutes neues Jahr.
Gott schütze Sie.“

Eine gute Nachricht aus Ghana: Durch eine größere Spende konnte das Team der All Smile Together Foundation in Ghana noch zum Ende dieses Jahres den Umzug der Bäckerei auf das neue Grundstück in Kukurantumi in Angriff nehmen. Für den geplanten Neubau des Beratungszentrum auf diesem Grundstück suchen wir noch nach potentiellen Sponsoren.

Was die Aktivitäten unseres Vereins in Deutschland betrifft, so konnten leider keine Veranstaltungen wie Basare und Spendenläufe durchgeführt werden. Wir sind aber überzeugt, dass wir die Arbeit trotz eines verminderten Spendenaufkommens im nächsten Jahr erfolgreich weiterführen können. Ein großer Dank gilt der Trierer Näh-Gruppe um Renate Puch, die ihre Arbeit unvermindert fortgesetzt hat. Allerdings benötigt die Gruppe Batikstoffe und/oder afrikanische Druckstoffe. Wenn Sie Stoffe spenden möchen, können sie diese gerne an Renate Puch, Alte Poststr. 63, 54344 Kenn schicken.

Wenn Sie mehr über die aktuellen Projekte in Ghana erfahren möchten, schauen Sie doch mal auf unserer Homepage vorbei oder besuchen Sie uns auf Facebook und Instagram. Wir freuen uns auf Sie.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie im Namen des gesamten Vorstands eine schöne Weihnachtszeit und ein gutes Jahr 2021 in Gesundheit.
Mit herzlichen Grüßen

Ihr Hermann Hammes-Therré