Ein junger Mann aus der Vallendar arbeitete 7 Monate lang als Freiwilliger im Team der „All Smile Together Foundation“ in Ghana.
Schon während seiner Grundschulzeit stand für Tom Strick fest, dass er nach Beendigung der Schule nach Ghana reisen und dort als Freiwilliger im Team von Judith Scholz arbeiten würde, mit der er und seine Mutter seit Jahren eng befreundet sind. Die aus Urbar stammende Judith Scholz zog 2006 nach Ghana. Schon zuvor hatte sie zusammen mit einer ghanaischen Freundin, die ebenfalls Sozialarbeiterin ist, die Organisation „Children We Care Foundation“ gegründet, die Kinder und Jugendliche während ihrer Schulzeit unterstützte.
Später, mit einem ganzen Team in Ghana und dem deutschen Verein „Kindern Zukunft geben Ghana e.V.“ zur Unterstützung, wuchs die Organisation weiter und wurde 2019 schließlich in „All Smile Together Foundation“ umbenannt, da es nicht mehr nur Kinder waren, die die Hilfe der Foundation erhalten sollten.
Hauptaugenmerk der Organisation liegt auf Bildung. Alle Projekte stehen unter dem Motto: Do Wo Yonko. Das bedeutet: Liebe deinen Nächsten.
Das Schooling Project ermöglicht Kindern aus einfachsten Verhältnissen eine Schulbildung. Die Kinder werden in ihrem Umfeld, in ihren Familien und Schulen, unterstützt. Das Trainingsproject fördert Jugendliche in einer handwerklichen Ausbildung, ganz nach ihren individuellen Stärken und Vorstellungen. Im Trainingscenter werden junge Frauen zu Schneiderinnen und Designerinnen ausgebildet. Mit dem Teenage Pregnancy Prevention Project greift das Team ein zunehmend großes Problem auf: die hohe Anzahl von Teenagerschwangerschaften. Und das Girls Empowerment Project ermöglicht auch jungen Müttern eine Ausbildung.
Im August 2019 startete Tom nun in seinen Freiwilligendienst, gut vorbereitet durch intensive Seminare der Entsendeorganisation Eine Welt Netz NRW.
„Viele Leute, mit denen ich mich über den Freiwilligendienst unterhalten habe, hatten ein etwas falsches Bild von dieser Sache. Sie sahen mich als eine Art Entwicklungshelfer, was so nicht richtig ist. Natürlich habe ich mein Bestes gegeben, um das Team bei der Arbeit so gut wie möglich zu unterstützen und meine Stärken bestmöglich einzubringen. Doch wäre es falsch zu denken, dass ein achtzehnjähriger Deutscher, der gerade mal die Schule beendet hat und keine der lokalen Sprachen spricht, dort mehr erreichen kann als einheimische Fachkräfte. Vielmehr ging es um einen kulturellen Austausch, von dem ich sicher mehr profitiert habe als die Menschen dort in Ghana.“
Toms Zuhause für die nächsten Monate: Kukurantumi, eine Kleinstadt in der Eastern Region Ghanas, in der sich auch das Büro der Organisation befindet.
„Mein erster Eindruck: die Leute sind sehr freundlich, offen und humorvoll, das Essen ist enorm scharf und die Temperaturen sind hoch. Ich lebe in einer Einzimmerwohnung mit Küche und Bad. Zum Essen gehe ich jedoch meist zu meiner Gastfamilie, die dort lebt, wo sich auch unser Büro befindet, etwa zwei Minuten Fußweg von meiner Wohnung. Zu Beginn kann ich noch nicht wirklich selbstständig arbeiten, ich kenne mich in der Gegend schließlich noch nicht richtig aus. Doch da ich bei den Runden, bei denen wir unsere Patenkinder besuchen (anfänglich zu Hause, es sind noch Ferien, dann später auch in der Schule), immer dabei bin, finde ich mich relativ schnell zurecht.
Mit Sozialarbeiterin Faida besucht Tom den Vater eines Patenkindes
Das Verteilen von Patengeschenken gehört zu meinen Lieblingsaufgaben. Einige Patenkinder kenne ich schon aus Deutschland von Bildern und Briefen, auch die dazugehörigen Paten. Da gibt es ja einige aus Vallendar, vom Werth, aus Weitersburg…. Manchmal übersetze ich die Patenbriefe aus Deutschland ins Englische, und helfe den Patenkindern, Briefe an ihre Sponsoren zu schreiben.
Tom unterstützt Clara beim Patenbriefe schreiben
Zu meinen Aufgaben gehört auch die Büroarbeit, definitiv nicht meine Lieblingsbeschäftigung. Aber auch hier gibt es lustige Erlebnisse! Beim Briefe sortieren finde ich das Schreiben eines kleinen Jungen an seine Paten in Deutschland. Anscheinend hatte er den Namen des Sponsors vergessen, auf dem Absender des letzten Briefes nachgeschaut, war dabei aber wohl in der Zeile verrutscht. Nun begann der Brief mit den Worten: Dear Niederwerth…“
Tom und Judith Scholz bei der Büroarbeit
Die Wochenenden verbringt Tom bei seiner Chefin Judith Scholz auf der Farm oder besucht andere Freiwillige in Ghana, die er bereits von den Vorbereitungsseminaren kennt. Mit der Zeit lebt er sich immer mehr ein, baut sich einen Freundeskreis auf und kennt sich gut genug aus, um immer selbstständiger arbeiten zu können.
„Die Leute auf der Straße sprechen mich nun nicht mehr mit Obruni (Weißer) an, sondern mit Hey Tom, 3te s3n?“ (Hey Tom, wie geht´s?), zumindest bei mir im Ort. Und da ich nun ein bisschen Twi spreche, eine der regionalen Sprachen, kann ich auch antworten. Mittlerweile bin ich gut eingearbeitet und kenne die meisten Patenkinder und Lehrer, mit denen wir zusammenarbeiten.
Umso mehr hat es mich geschmerzt, Ghana schon vorzeitig nach sieben Monaten statt nach einem Jahr zu verlassen. Je länger man dort ist, umso schöner wird es! Als die Nachricht kam, dass wir aufgrund der aktuellen Situation nach Deutschland zurückgebracht werden, blieb kaum Zeit, sich zu verabschieden.
Es war eine sehr geile Zeit und eine super Erfahrung. Ich kann nur jedem empfehlen, solch einen Freiwilligendienst zu absolvieren! Ganz sicher ist das nicht mein letzter Aufenthalt in Ghana gewesen.“
Veröffentlichung im Heimat Echo Vallendar, März 2020
Titelfoto: Tom mit seinem Freund Issacka und seiner Gastfamilie