Hadizah, eine unserer Schützlinge!
Hadizah lebte bis zu ihrem neunten Lebensjahr mit 3 Geschwistern bei ihrer Großmutter und das unter sehr schlechten Bedingungen. Sie lebten in einem Holzverschlag, Betten oder Matratzen gab es nicht. Sie schliefen auf dem Boden und ihre Kleider bewahrten sie in Pappkartons auf. Ihren Vater hatte Hadizah nie kennengelernt und ihre psychisch kranke Mutter konnte und wollte sich nicht um ihre Kinder kümmern. Die Geschwister waren auf ihre alte, kranke Großmutter und auf sich selbst angewiesen. Mit dem Verkauf von Kohle verdiente die Großmutter zu wenig. Es reichte nicht zum Leben, nicht für Essen, Kleidung und schon gar nicht für den Schulbesuch. Also mussten ihre Enkel selbst Geld verdienen, auch Hadizah. In der kargen und ärmlichen Region, den Afram Plains, in der Nähe des Voltasees gab es dazu nicht viele Möglichkeiten.
Früh am Morgen verließ Hadizah das Haus und trieb sich den ganzen Tag draußen herum, immer auf der Suche nach Arbeit. Am Flussufer war es am einfachsten einen Job zu finden. Manchmal trug sie die schweren Körbe mit Fisch für die Frauen nach Hause, manchmal half sie beim Fische putzen und ausnehmen oder fand sonst irgendeine Arbeit. Wenn sie viel Glück hatte, reichte das verdiente Geld für ein karges Mittagessen und es blieben sogar noch ein paar Münzen für ihre Großmutter. Aber für den Schulbesuch reichte es nie.
Eines Tages lernte Hadizah eine junge Frau kennen, die regelmäßig aus Tafo, einer kommerziellen Kleinstadt, in die Region kam, um Fisch zu kaufen. Die Frau, Sister Muranata freundete sich mit Hadizah an, sie unterhielt sich mit ihr und steckte ihr fast immer etwas Geld oder Essen zu. Hadizah mochte Sister Muranata sehr gerne und erzählte ihr von sich, von ihrer Großmutter, ihren Geschwistern und das sie sich wünschte mit ihr nach Tafo zu gehen, um bei ihr zu leben und dort auch in die Schule zu gehen. Die junge Frau hatte Mitleid mit Hadizah und konnte diesem Wunsch nicht widersprechen. Mit dem Einverständnis der Großmutter nahm sie Hadizah kurzerhand mit nach Tafo.
Sister Muranata´s Mutter allerdings war davon gar nicht begeistert und lehnte es vorerst katgorisch ab, sich um das “Findelkind” zu kümmern. Selbst noch in der Ausbildung sah sich Sister Muranata bald ungeahnten finanziellen Schwierigkeiten gegenüber. Hadizah’s Schulbesuch konnte daher nicht sofort in die Tat umgesetzt werden. Noch schlimmer war für sie die Befürchtung, dass sie Tafo wieder verlassen und zu Ihrer Großmutter zurückkehren müsste. Erst als die Mitarbeiterinnen der CWCF von Hadizah´s Geschichte hörten und sie ins Projekt aufnahmen, verbesserte sich ihre Situation wieder. Sie konnte bleiben und weiter die Schule besuchen.
Als Sister Muranata vor zwei Jahren heiratete und ein Baby bekam, war es für Hadizah klar, dass sie nicht länger bei ihr und ihrem Ehemann leben konnte, da sie selbst nur ein winziges Zimmer bewohnten. Glücklicherweise war Hadizah ein sehr angepasstes, unkompliziertes Kind, das mittlerweile auch das Herz ihrer “Stiefomi” erobert hatte. Diese konnte sich dazu durchringen Hadizah bei sich aufzunehmen. Sie durfte bleiben, musste dafür aber neben dem Schulbesuch anstrengende Arbeiten erledigen.
Zur Zeit lebt Hadizah noch immer bei Ihrer „Stiefoma“. Sie hilft ihr seit Jahren beim Verkaufen auf der Strasse und führt für sie in den Ferien den kleinen Strassenimbiss. Hadizah tut dies ohne jemals zu klagen oder sich zu beschweren sie ist immer fröhlich und ausgeglichen und daher auch in der Schule bei ihren Lehrern äußerst beliebt. Mittlerweile ist sie in der JHS I (siebte Klasse) und hat sich zu einem hübschen Teenager entwickelt.