Weihnachtsbrief 2021

von | Dez 2021 | Vereinsnachrichten

Liebe Freunde
von Kindern Zukunft geben – Ghana e.V.,

Ich bin nur eine,
aber ich bin jemand.
Ich kann nicht alles tun,
aber ich kann etwas tun.
Auch wenn ich nicht alles tun kann,
will ich nicht aufhören das Mögliche zu tun.

Dieser Leitspruch von Judith Scholz, Gründerin unseres Vereins und Leiterin unserer Projekte in Ghana, hat in diesem Jahr noch an Bedeutung und Brisanz gewonnen. Pandemie und Umwelt‐Katastrophen haben uns schonungslos gezeigt, wie schnell auch Menschen in unserem direkten Umfeld dringend und existentiell auf Unterstützung angewiesen sein können. Wir sind froh und dankbar, dass Sie unserem Verein in dieser besonderen Zeit die Treue gehalten haben, oder sogar dem Kreis unserer Unterstützer neu beigetreten sind. Leider konnte Judith Scholz auch in diesem Jahr nicht nach Deutschland kommen und persönlich mit Ihnen sprechen. Daher ist es ihr ein besonderes Anliegen, sich in folgendem Brief an Sie zu wenden:

„Liebe Unterstützer und Paten,

ein aufregendes Jahr geht zu Ende, dessen Alltag so sehr von Corona geprägt war. Umso dankbarer sind wir, dass wir und unsere Schützlinge das ganze Jahr über auf Sie zählen konnten.
Alle Projekte konnten in diesem Jahr durchgängig weiterlaufen, nachdem die Schulen nach der pandemiebedingten Schließung ihren Betrieb im Januar wieder aufgenommen hatten. Durch die veränderten Lebensbedingungen in der Coronazeit standen sehr viele bedürftige Kinder auf der Warteliste und wir hatten 27 Neuaufnahmen zu bewältigen. Die Not in Ghana nimmt immer weiter zu. Fast wöchentlich steigen die Preise, die Benzinpreise stiegen insgesamt sogar um das Fünffache! Es gibt nach wie vor kaum Jobs und die Situation der Selbständigen ist ebenfalls schwierig, weil die Menschen kein Geld haben, um sich etwas zu kaufen oder zum Beispiel handwerkliche Leistungen in Anspruch zu nehmen.

Judith Scholz mit zwei unserer Schützlinge.

Gesundheit ist zum Luxus geworden, die Sterberate hat sich drastisch erhöht. Wir waren froh, dass im Oktober der Impfbus kam. Wir erhielten die Corona‐Erstimpfung mit AstraZeneca und hoffen, dass wir bald die Zweitimpfung erhalten werden.
Das Bildungssystem wurde von der derzeitigen Regierung reformiert. Die Schuljahre beginnen jetzt im Januar und nicht mehr wie bisher im September. Das bringt viele organisatorische Veränderungen mit sich. Es soll keine Zeugnisse mehr geben, nur noch alle zwei Jahre eine Versetzungsprüfung, aber es darf auch niemand mehr wiederholen.
Diese Veränderungen im Bildungssystem haben zur Folge, dass immer mehr Kinder weiterführende Schulen besuchen wollen. Es zeigt sich, dass die Zahl der Schul‐Abbrecher steigt. Dadurch erhalten wir mehr Auszubildende im Ausbildungsprojekt.
Hier ist unsere Sozialarbeiterin Faida besonders gefragt, denn durch ihr enges Verhältnis zu unseren Schützlingen geht die Betreuung weit über ihre reguläre Arbeit hinaus. Die Jugendlichen wenden sich mit allen möglichen persönlichen Problemen an uns. Die Wenigsten haben einen guten familiären Hintergrund.
Sehr viele junge Mädchen haben schon im Jugendalter Kinder bekommen. Unterstützt durch die Knodel‐Foundation können wir diese Mädchen in unser Girls Empowerment‐Projekt aufnehmen und ihnen so eine Berufsausbildung ermöglichen. Viele der Schicksale erschüttern uns. Umso größer ist die Freude, wenn es wieder mal einer unserer Schützlinge geschafft hat seine Ausbildung zu beenden oder sich sogar in der weiterführenden Ausbildung hervorzutun. Wir konnten in diesem Jahr sechs Abschlussfeiern mit unseren Auszubildenden feiern, das sind immer berührende Momente für uns alle.

Die Fashion Girls im Maase Ausbildungszentrum zeigen Ihre Arbeiten.

Im Ausbildungszentrum für Fashion und Design schaffen die Mädels mittlerweile unglaubliche Kunstwerke, die sie in ihren monatlichen Fashionshows präsentieren. Neun Mädchen befinden sich im zweiten Lehrjahr und sechzehn im ersten. Professionelle Ausbilderinnen und eine liebe Hausmutter schaffen eine Wohlfühlatmosphäre und wir sind stolz auf die sehenswerten Ergebnisse, da wir wissen, was für Schicksale die Mädchen mitbringen und welche Chancen sie sonst gehabt hätten.

Auch die Aktivitäten im Teenage Pregnancy Prevention‐Projekt wurden wieder aufgenommen. Es liefen verschiedene Aktionen zu dem Thema Teenager‐Schwangerschaften an den sieben ausgewählten Schulen, an denen die Schüler begeistert teilnahmen. So wurde zum Beispiel ein Debattierwettbewerb der Schulen, der über mehrere Monate lief, mit einer feierlichen Siegerehrung abgeschlossen.

Richard, einer unserer „ehemaligen“ Schützlinge mit seiner kleinen Familie.

Ganz besonders stolz sind wir auf unsere vielen ehemaligen Schützlinge, die seit Jahren ihr eigenes Geschäft betreiben, Familie haben und ein eigenständiges würdevolles Leben führen können. Mit vielen von Ihnen stehen wir noch in engem Kontakt. Auf dem Foto sehen Sie Richard mit seiner kleinen Familie. Der junge Mann kommt aus sehr einfachen und zerrütteten Familienverhältnissen. Es war ein langer und schwerer Weg für ihn, aber mit unserer Hilfe und vor allem der finanziellen Unterstützung seiner Paten hat er es geschafft und arbeitet heute als Bauzeichner/Vermesser und als Fotograf.

An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an Sie Alle. Wir wissen, dass dieses Jahr auch für Sie in Deutschland alles andere als einfach war und das Schicksal mehrfach unbarmherzig zugeschlagen hat. Umso glücklicher sind wir, dass wir nach wie vor auf Sie zählen können. Ohne sie wäre hier praktisch nichts möglich. Wir danken Ihnen von Herzen und wünschen uns manches Mal, Sie könnten gemeinsam mit uns an den freudigen Ereignissen und Erfolgsgeschichten teilnehmen.

Unser Team mit allen unseren Kindern, Jugendlichen und jungen Frauen wünscht Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest! Kommen Sie gesund und wohl behütet in das neue Jahr.

Herzlichst, ihre Judith Scholz“

Diesen Worten möchte ich mich anschließen und wünsche Ihnen und ihren Familien im Namen des Vorstandes von Kindern Zukunft geben Ghana e.V. ein besinnliches Weihnachtsfest und Alles Liebe und Gute für 2022!

Herzliche Grüße,
Irmi Strick
(2.Vorsitzende)

 

Titelbild: Im Ausbildungszentrum zeigen die jungen Frauen aus dem Fashion & Design Kurs ihre Arbeiten.